Wie kleine Unternehmen passende Mitarbeiter finden: Employer Branding
Ziel des Artikels ist es, kleine und mittelständische Unternehmen für Employer Branding zu begeistern und wachzurütteln. Denn auch sie können einiges dafür tun, um ihre Arbeitgebermarke zu stärken und damit die passenden Mitarbeiter zu finden. Auch wenn kleinst-, kleine und mittelständische Unternehmen nicht immer das bieten können, was ein großes Unternehmen zu geben hat.
Employer Branding: Der Schlüssel zur erfolgreichen Mitarbeitergewinnung
Employer Branding ist das Modewort, das sich in den letzten Jahren stark etabliert hat. Viele kleine Unternehmen fragen sich aber, was das genau ist.
Spreche ich mit meinen Bekannten, die ein kleines Unternehmen führen, wissen viele nicht, was Employer Branding mit der Mitarbeiterrekrutierung zu tun hat. Manchen ist auch das Wort nicht bekannt.
Employer Branding, was ist das überhaupt?
Fangen wir jedoch zuerst einmal mit dem Begriff Employer Branding an. Für den Begriff “Employer Branding” gibt es viele Definitionen. Die jedoch am häufigsten in wissenschaftlichen Arbeiten zitierte ist folgende:
„Employer Branding ist die identitätsbasierte, intern wie extern wirksame Entwicklung und Positionierung eines Unternehmens als glaubwürdiger und attraktiver Arbeitgeber.“
Von Mitarbeitern zu Markenbotschaftern: Die Macht der Multiplikatoren im Employer Branding
Ziel des Employer Branding ist, ein attraktives Arbeitgeberimage aufzubauen. So sollen nicht nur bestimmte Zielgruppen angesprochen, sondern darüber hinaus möglichst viele Menschen erreicht werden.
Der Grund dafür ist, dass auch diese Menschen wiederum als Multiplikatoren für die Verbreitung des Arbeitgeberimages dienen. Das attraktive Arbeitgeberimage soll demnach möglichst flächendeckend in der Gesellschaft und auf dem Markt etabliert werden.
Employer Branding wendet sich somit an alle, die in Kontakt mit den gewünschten Bewerbern stehen können und damit letztlich an sämtliche aktiven Mitglieder der Gesellschaft.
Chancen nutzen, trotz begrenzter Ressourcen: Employer Branding für kleine und mittelständische Unternehmen
Kleinst- und Mittelständische Unternehmen (KMU) haben gegenüber Großunternehmen und international agierenden Konzernen einen augenscheinlichen Nachteil als Arbeitgeber. Häufig fehlen für Imageanzeigen, Messen, Hochschulmarketing oder Öffentlichkeitsarbeit entweder die finanziellen und personellen Ressourcen.
Auch können KMU nicht in dem Ausmaß Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten anbieten, wie das bei „den Großen“ der Fall ist. Es fehlt oft an der strategischen Ausrichtung der Personalarbeit bei Planung, Entwicklung und Marketing von Rekrutierungs- und Personalentwicklungsmaßnahmen.
Bekanntheit ist nicht alles: Warum auch kleine und mittelständische Unternehmen attraktive Arbeitgeber sein können
Für manche Arbeitnehmer ist es attraktiver bei einem bekannten, als bei einem „unbekannten“ Arbeitgeber angestellt zu sein. Der geringe Bekanntheitsgrad ist als schwerwiegendster Nachteil gegenüber Großunternehmen anzusehen. Wer schmückt sich denn nicht gerne mit den großen Namen wie „Google“, „Bosch“ oder „Porsche“?
Doch kleine Unternehmen haben mehr zu bieten, als nur einen Namen.
KMU im Wettbewerb um Talente: Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität
Studien zeigen, dass je kleiner ein Unternehmen ist, desto mehr offene Stellen nicht zeitgerecht besetzt werden können. Dadurch wird deutlich, dass KMU Maßnahmen ergreifen müssen, um weiter am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
KMU werden erst dann eine Chance im „war for talents“ gegenüber Großunternehmen haben, wenn sie von ihren Mitarbeitern und potenziellen Bewerbern als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Dies gelingt allerdings nur dann, wenn KMU ihre besonderen Vorzüge, die Großunternehmen nicht in diesem Maße bieten können, kommunizieren.
Welche Vorteile haben kleinst- und mittelständische Unternehmen gegenüber Großunternehmen?
Viele kleinst- und mittelständische Unternehmen denken, dass sie doch wenig gegenüber Großunternehmen zu bieten haben. Schauen wir aber mal näher hin, dann gibt es durchaus viele Vorteile, sich als Mitarbeiter für ein kleineres Unternehmen zu entscheiden.
Schneller, effizienter, besser: Die Agilität von Kommunikationswegen in KMU im Vergleich zu Großunternehmen
Ein wesentlicher Bindungsfaktor der Mitarbeiter an ein KMU ist das Betriebsklima. KMU zeichnen sich vorwiegend durch kurze Kommunikationswege aus.
So kann ein unkomplizierter Gesprächsaustausch stattfinden und Probleme schneller behoben werden. Weiter zeigten die Ergebnisse von Studien, dass die Kollegialität in KMU stark zur Mitarbeiterbindung beiträgt.
Familie und Beruf vereinen: Die Vorzüge von KMU für Arbeitnehmer
Viele KMU leben eine Kultur der Familienfreundlichkeit. Zwar gibt es in der Regel keine speziellen Konzepte, die zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen, jedoch zeigt die Praxis, dass auf die Bedürfnisse von Eltern und pflegenden Angehörigen schnell eingegangen wird.
Nicht zuletzt ist dies auf die obig angesprochene Stärke der kurzen Kommunikationswege zurückzuführen.
Rasche Reaktion: Warum KMU in der Lösungsfindung die Nase vorn haben
Bei auftretenden Problemen wird gemeinsam und pragmatisch eine Lösung gesucht. Familie und Beruf können so kompatibel miteinander verbunden werden.
Sicherlich gelingt das nicht immer und auch oftmals nur kurzfristig, jedoch scheint für die Mitarbeiter dabei die Grundtendenz zu stimmen.
Flexibilität und Eigenverantwortung: Warum KMU-Mitarbeiter bei Arbeitsaufgaben und Entscheidungen profitieren
Ein weiterer Zufriedenheitsaspekt sind die Arbeitsinhalte der Aufgabe. Die Ganzheitlichkeit und Gestaltungsmöglichkeit der Arbeitsaufgaben ermöglicht den Beschäftigten, oftmals ihre Fähigkeiten im vollen Umfang zu nutzen. Das ist für viele Arbeitnehmer von erheblicher Bedeutung.
Daneben sind weitere Vorteile für die Attraktivität von KMU zu nennen:
- die schnelle Übernahme von Verantwortung.
- die Nähe zur Unternehmensleitung.
- Nähe zu den Unternehmens-strategischen Entscheidungen.
- die soziale Verantwortung in der Region.
Warum KMU die bessere Wahl sind: Vorteile im Überblick
Fassen wir die oben erörterten Vorteile eines kleineren Unternehmens nochmals als Stichpunkte zusammen:
- Familienfreundlichkeit
- kollegiales Betriebsklima
- kurze Kommunikationswege
- unkomplizierter Gesprächsaustausch
- Probleme können schnell und auf dem kurzen Weg behoben werden
- Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wegen schnellerer Absprachen
- Arbeitsinhalte und Aufgaben
- Ganzheitlichkeit und Gestaltungsmöglichkeit der Arbeitsaufgaben
- schnelle Übernahme von Verantwortung
- Nähe zur Unternehmensleitung und zu den unternehmensstrategischen Entscheidungen
- soziale Verantwortung in der Region
Natürlich mögen diese Punkte nicht für jedes KMU gelten. Aber Studien zeigen, dass diese vermehrt bei den Vorteilen von kleinst- und mittelständischen Unternehmen genannt werden. Ich bin mir sicher, dass auch auf Ihr Unternehmen, der ein oder andere genannte Vorteil zutrifft.
Was können nun kleinst- und mittelständische Unternehmen tun, um ihre Arbeitgebermarke zu stärken?
Werden Sie sich Ihrer Vorteile und Stärken bewusst!
Um die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, ist es entscheidend, dass ein kleines- oder mittelständisches Unternehmen sich bewusst ist, welche Stärken es als Arbeitgeber auszeichnen.
Diese Stärken sollten nicht nur identifiziert, sondern auch gezielt ausgebaut werden. Darüber hinaus ist eine wirkungsvolle Kommunikation dieser Stärken an die Zielgruppen des Unternehmens unerlässlich. Nur durch eine klare und überzeugende Darstellung kann das Unternehmen potenzielle Mitarbeiter ansprechen und langfristig binden.
Ich empfehle alle Vorteile des Unternehmens herauszuschreiben und aufzulisten. Es sollen nicht nur die „großen Vorteile“, sondern auch die „kleine“ aufgelistet werden. Sie werden sehen, welche Vorteile Ihr Unternehmen bieten kann.
Kommunikation Ihrer Unternehmensvorteile
Für die Kommunikation der Vorteile ist es wichtig, dass diese nicht nur über einen, sondern über mehrere, unterschiedliche Kanäle erfolgt. Dieser Mix soll die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass möglichst viele Zielgruppen angesprochen werden.
So gilt es, sich mit der Kommunikation Ihrer Vorteile nicht nur auf extern zu konzentrieren, sondern auch intern. Also in Ihrem Unternehmen. Nachfolgend werden ein paar Beispiele aufgeführt, wie Sie Ihre Kommunikation ausweiten können.
- Kommunikationsmittel im Unternehmen wie z.B. Broschüren, Informationsmappen, Aushängen, Rundschreiben, interne Stellenausschreibungen
- Onlinekommunikation z.B. Unternehmensinterne Webseite, soziale Netzwerke und Jobbörsen.
- Außenwerbung / Out of home Medien z.B. Plakatwerbung, digitale Anzeigeflächen, mobile Werbeflächen in Bussen oder Bahnen, Radiowerbung
- Zusammenarbeit mit Personalberatern und -dienstleister
- Soziale Medien wie z.B.Karriereblogs, Facebook, Instagram, TikTok, Twitter, Google+
- Kontaktmessen und Veranstaltungen z.B. Hochschul-, Ausbildungs- und Firmenkontaktmessen.
- Zeitschriften und Zeitungen z.B. Fachzeitschriften der Branche, Tageszeitung
Von der Konkurrenz abheben: Effektive Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung in Zeiten des Fachkräftemangels
Die erfolgreiche Anwerbung von Fachkräften und die langfristige Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen hängen also maßgeblich von der Attraktivität und Qualität der Arbeitsbedingungen ab. Darunter zählen:
- Gehalt und Zusatzleistungen,
- ein gesundes Betriebsklima,
- die Sicherheit des Arbeitsplatzes,
- der Gesundheitsschutz der Beschäftigten
- und die Berücksichtigung der Belange von Arbeitnehmern mit Kindern sind nur wenige Beispiele die zur Arbeitsplatzattraktivität beitragen.
Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen
Die Möglichkeit der Kooperation mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen macht Absolventen und Studenten zudem auf innovative KMU aufmerksam. Diese Chance sollte jedes Unternehmen nutzen.
Dabei kann das Unternehmen zum Beispiel
- Förderpreise für Jahrgangsbeste Absolventen bereitstellen um die Bekanntheit zu erhöhen oder
- den Studenten die Möglichkeit bieten, über Studien- und Projektarbeiten praxisrelevante Themen zu bearbeiten.
- Des Weiteren kann das Unternehmen auf Strategieworkshops zurückgreifen. In diesen erarbeiten Studentengruppen unter Aufsicht von Professoren unternehmensspezifische Themen im Unternehmen.
Stärkung des regionalen Marketings
Die regionale Bekanntheit ist gerade für kleinst- und mittlere Unternehmen entscheidend um Mitarbeiter zu gewinnen. In der Regel werden die Mitarbeiter regional statt national angeworben.
Deshalb muss das Unternehmensimage auch immer regional kommuniziert werden. Als Beispiel können Unternehmen auf „ungewöhnliche Anzeigen“, wie auf City-Light-Plakate zurückgreifen.
Female Leadership und Teilzeit-Führungsstellen
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist die Schaffung von Teilzeit-Führungsstellen. Insbesondere nach der Elternzeit verlieren viele Frauen den Anschluss an ihre berufliche Entwicklung oder haben Schwierigkeiten, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Dieses Potenzial, das ungenutzt bleibt, kann gerade für KMU von großem Wert sein.
Frauen erhalten so die Möglichkeit, ihre Karriere fortzusetzen, während sie gleichzeitig Familie und Beruf vereinen. Diese Flexibilität kann dazu beitragen, hochqualifizierte Fachkräfte im Unternehmen zu halten und den Verlust von Talenten zu vermeiden.
Zusätzlich bietet die Förderung von Frauen in Führungspositionen eine Chance, das volle Potenzial der Belegschaft auszuschöpfen und ein diverses und inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen. Dies kann nicht nur dabei helfen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken.
Unverzichtbar für den Erfolg: Warum Employer Branding heute essentiell ist
Die aufgeführten Personalmarketingaktivitäten sind nur ein geringer Teil der Möglichkeiten, wie kleinst- und mittelständische Unternehmen bei den Herausforderungen des „war for talents“ reagieren können.
Viele KMU haben sich bereits mit dem Fachkräftemangel beschäftigt und dahingehend ihre Rekrutierungswege angepasst. Dennoch werden bisherige Aktivitäten nicht ausreichen, um sich gegen Großunternehmen im Kampf des „war for talents“ zu behaupten.
Kleine Unternehmen müssen sich mit Personalmarketing beschäftigen
KMU müssen sich fortlaufend mit der Optimierung des Personalmarketings und der Arbeitgebermarke beschäftigen, um auch zukünftig ihre Mitarbeiter gewinnen und halten zu können.
Die Unternehmen, die sich noch keine Gedanken über den Fachkräftemangel gemacht haben, dürfen die Augen vor dieser offensichtlichen Entwicklung nicht mehr verschließen, sondern müssen sich intensiv mit dem Thema Employer Branding und Personalmarketing auseinandersetzen.
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Judith Bayer
Mentorin, Karriere - & Businesscoach für Frauen, HR-Beraterin
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