Was du im Vorstellungsgespräch bei Frage nach den Schwächen nie sagen solltest und was du antworten kannst: Insider-Wissen einer Personalerin

Bereitest dich gerade auf mögliche Fragen für dein Vorstellungsgespräch vor? Dann wird dir die Schwächen-Frage sicher begegnen. Denn die Frage nach den eigenen Schwächen gehört in einem Jobinterview fast immer dazu.

Damit du nicht im Bewerbungsgespräch sitzt und sprachlos bist, verrate ich dir jetzt ein paar Insider-Geheimnisse aus der Sicht von Personalern. Mit diesen genialen Tipps bist du auf die Schwächen-Frage bestens vorbereitet!

Die Schwächen-Frage im Bewerbungsgespräch: Die geheime Taktik der Personaler

Wenn du schon ein paar Vorstellungsgespräche hinter dir hast, ist dir wahrscheinlich aufgefallen, dass Personaler gerne die Schwächen-Frage stellen.

Oder vielleicht auch nicht? Dann haben sie diese entweder ausgelassen, oder geschickt getarnt. Und genau das ist der Trick der Personaler!

So wird die Frage nach den Schwächen im Vorstellungsgespräch geschickt getarnt

Mittlerweile weiß fast jeder, dass die Frage nach den eigenen Schwächen zum Standardrepertoire eines Personalers gehört. Aber was viele Bewerbende nicht wissen: Dass diese Frage oft umformuliert wird. Meist merkst du gar nicht, dass es um deine Schwächen-Frage handelt.

Statt direkt zu fragen: „Nennen Sie mir Ihre drei größten Schwächen“, wird die Schwächen-Frage in andere Worte gepackt. Und das so geschickt, dass du nach dem Bewerbungsgespräch rausläufst und du denkst: „Oh, die Frage nach den eigenen Schwächen ist nicht drangekommen.“

Wie könnte die Schwächen-Frage im Bewerbungsgespräch gestellt werden, ohne dass ich es merke, dass es sich um die typische Frage handelt?

Schauen wir uns mal genauer an, wie die Frage nach den eigenen Schwächen im Vorstellungsgespräch verpackt aussehen könnte:

  • Was könnten Ihre Kolleginnen und Kollegen an Ihnen bemängeln?
  • Wo sehen Sie bei sich noch Entwicklungsbedarf?
  • Was würden frühere Vorgesetzte sagen, woran Sie selbst noch arbeiten sollten?
  • Gibt es eine Fertigkeit, die relevant für Ihre Tätigkeit ist und die Sie noch gerne ausbauen möchten?
  • Worauf würden Sie in Ihrer (beruflichen) Zukunft gerne mehr achten?

Du siehst, das sind ganz andere Fragen, als die klassische „nennen Sie mir Ihre drei größten Schwächen.“

Aber genau diese Fragen haben es in sich! Sie zielen alle darauf ab, eines herauszufinden:

Sie wollen aus dir herauslocken, wo dein Schwachpunkt ist. Also wo deine Schwächen liegen.

Ganz schön clever, findest du nicht auch? Wie würdest du denn auf die obigen Fragen antworten?

Warum Personaler die Schwächen-Frage im Vorstellungsgespräch stellen

Seien wir mal ehrlich: Einen Menschen ohne Schwächen gibt es nicht. Und trotzdem verlangt unsere Leistungsgesellschaft oft nach Perfektion, als wäre das überhaupt möglich.

Die Realität sieht anders aus: Kein Mensch ist perfekt, und das wissen auch Unternehmen.

Warum es im Bewerbungsgespräch nicht um Perfektion geht. Was Personaler wirklich wissen wollen

Deshalb geht es im Jobinterview nicht darum, keine Schwächen zu haben, sondern darum, wie du mit deinen Schwächen umgehst. Genau das zeigt deine Selbstreflexion und Entwicklungsbereitschaft.

Selbstreflexion und die Bereitschaft an sich zu arbeiten, zählt am Ende mehr als Perfektion. Und insgeheim interessiert es uns Personaler natürlich auch, was deine Schwäche ist. 😉

Diese 3 meist gemachten Fehler musst du bei der Antwort auf die Schwächen-Frage unbedingt vermeiden

Die erste Regel lautet: Du kannst jegliche Schwächen im Vorstellungsgespräch nennen. Aber. Es gibt eine Ausnahme: Deine Schwächen dürfen nicht

  • die Zusammenarbeit im Team
  • den Kundenumgang 
  • oder die Qualität deiner Hauptaufgaben

(negativ) beeinflussen.

Warum diese Schwäche dein Bewerbungsgespräch gefährden könnte

Schauen wir uns das mal genauer an. Das Team- oder Betriebsklima. Nehmen wir mal an in der Stellenausschreibung steht, dass du intensiv im Team arbeiten musst. Es wäre dann äußerst unpraktisch, zu sagen, dass du schnell emotional wirst. Warum?

In einem Team ist es wichtig, eine gewisse emotionale Stabilität zu haben, damit es produktiv arbeitet. Es braucht die Fähigkeit zur sachlichen Kommunikation. Eine Person, die schnell emotional wird, könnte das Teamklima beeinträchtigen.  

Die Schwächen-Frage im Bewerbungsgespräch: Was du jetzt wissen musst

Nehmen wir mal an, deine Hauptaufgabe darin besteht, Verträge auszuarbeiten. Wie zum Beispiel Juristen das tun. Es wäre suboptimal, als Schwäche zu nennen, dass du manchmal unkonzentriert bist. Denn genau diese Schwäche könnte deine Fähigkeit zur fehlerfreien Vertragserstellung beeinträchtigen.

Das aber ist in diesem Job von größter Bedeutung. Also die Kernaufgaben. Es geht darum, vertragliche Fehler zu vermeiden. Eine Schwäche, die sich direkt auf die Qualität deiner Arbeit auswirkt, ist daher suboptimal, wenn sie die Hauptanforderung betrifft.

Die Schwächen-Frage im Bewerbungsgespräch: Diese Antwort kannst du ohne Sorgen nennen

Stattdessen könntest du eine Schwäche nennen, die nicht oder nur einen geringen Teil deiner Aufgaben betrifft.

Zum Beispiel könntest du sagen: „Ich bin manchmal zu perfektionistisch, was dazu führen kann, dass ich länger an Aufgaben arbeite, um sicherzustellen, dass jedes Detail stimmt.“

Diese Schwäche hat zwar einen Einfluss auf deine Arbeitszeit, betrifft jedoch nicht direkt die Kernaufgaben.

Das ist eigentlich alles. Achte bei der Auswahl deiner Schwäche immer darauf, dass sie den Zweck und das Ziel der Stelle nicht stark (negativ) beeinflusst. Es geht darum, eine Schwäche zu wählen, die nicht direkt mit den Kernanforderungen der Position kollidiert.

Praxis-Beispiel für deine Schwäche, die du niemals im Bewerbungsgespräch nennen solltest. Sie könnte deinen Traumjob kosten!

Nennen wir mal ein Beispiel aus meiner Praxis. In meinem Karriere-Coaching hatte ich eine Klientin, die sich auf eine Führungsposition bewarb. Wir übten das Bewerbungsgespräch im Rollenspiel. Ich fragte sie nach ihrer größten Schwäche.

Ihre Antwort lautete: „Ich bin sehr harmoniebedürftig und kann schlecht delegieren.“

Auf den ersten Blick scheint diese Schwäche harmlos. Aber hier liegt der Haken: Denn eine Führungskraft muss genau das können. Delegieren und auch in schwierigen Situationen mal durchgreifen.

Diese Antwort hätte meiner Klientin die Einstellung kosten können. Denn eine solche Schwäche könnte in einem Bewerbungsgespräch als fehlende Führungsqualität wahrgenommen werden.

Warum ich den Internet-Empfehlungen, eine Schwäche zu einer Stärke zu verwandeln, nicht folge

Oft wird im Internet empfohlen, eine Schwäche in eine Stärke umzuwandeln. Das ist in meinen Augen nicht ganz richtig. Der eigentliche Trick ist nämlich, eine Schwäche zu wählen, die zwar authentisch, aber nicht kritisch für den Job ist.

Das solltest du unbedingt beachten, wenn du dich auf die Schwächen-Frage im Bewerbungsgespräch vorbereitest

Und das Wichtigste kommt jetzt: Du musst dich mit deiner Schwäche identifizieren können. Es bringt nichts, eine Schwäche zu nennen, die nicht der Wahrheit entspricht.

Deine Antwort muss authentisch wirken. Sonst wirst du im Vorstellungsgespräch unsicher wirken. Und glaube mir, die Interviewer merken das sofort.

An die Wahrheit erinnern wir uns immer am besten. Besonders in stressigen Situationen wie einem Bewerbungsgespräch.

Wie du am besten bei der Schwächen-Frage vorgehst. Die perfekte Antwort-Strategie

Bevor du die Frage nach deinen Schwächen beantwortest, solltest du dir bewusst machen, wie du sie strategisch anpackst. Und zwar mit einer guten Vorbereitung.

Und hier ist meine Schritt-für-Schritt-Anleitung für dich.

  • Stellenausschreibung durchlesen: Schau dir die Kernaufgaben der Position genau an. Welche Aufgaben werden in der Anzeige besonders betont?
  • Softskills identifizieren: Überlege, welche Softskills für diese Aufgaben unbedingt erforderlich sind. Geht es um Teamarbeit, Kommunikation oder analytische Fähigkeiten? Das sind die Schwächen, die du auf keinen Fall nennen solltest.
  • Andere Softskills: Welche Softskills sind für die Position sekundär oder werden nicht genannt? Beispielsweise Kreativität.
  • Schwäche auswählen: Nun wählst du sekundäre Softskills, die nicht mit den Kernanforderungen in Konflikt steht. (Zum Beispiel könnte es eine Schwäche in einem Bereich sein, der weniger relevant für die Hauptaufgaben ist. Trotzdem ein echtes Entwicklungspotential für dich darstellt.)
  • Beispiel: Nenne jetzt ein Beispiel, wann deine Schwäche auftritt.
  • Du solltest nicht nur deine Schwäche benennen, sondern auch darauf hinweisen, dass du dir der Schwäche bewusst bist. Zudem solltest du sagen, dass du bereits versuchst, daran zu arbeiten. (Das ist die Selbstreflexion)
Die richtige Strategie zur perfekten Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch

30 kluge Beispiele von Schwächen im Bewerbungsgespräch: Fällt dir keine Schwäche ein, dann schau mal in der gratis Schwächen-Liste nach

Um dir die Vorbereitung auf die Schwächen-Frage zu erleichtern, habe ich dir eine Liste mit gängigen Schwächen zusammengestellt. So kannst du dir schnell eine passende Schwäche aussuchen:

  1. Perfektionismus
  2. Ungeduld
  3. Selbstkritik
  4. Schwierigkeiten beim Multitasking
  5. Zögerlichkeit bei Entscheidungen
  6. Unorganisiertheit
  7. Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen
  8. Ungenauigkeit bei Details
  9. Wenig Erfahrung mit bestimmten Softwareprogrammen
  10. Schwierigkeiten beim Priorisieren
  11. Hilfsbereitschaft, auch wenn es manchmal zu viel wird
  12. Wenig Selbstvertrauen in neuen Situationen
  13. Zu viel Verantwortung übernehmen
  14. Unsicherheit bei Veränderungen
  15. Kommunikationsschwierigkeiten in großen Gruppen
  16. Pünktlichkeit bei vielen Aufgaben zu koordinieren
  17. Schwierigkeit, mehrere Ideen gleichzeitig zu verfolgen
  18. Wenig Geduld in hektischen Momenten
  19. Zu viel Zeit für die Analyse von Informationen aufwenden
  20. Mangel an technischen Fähigkeiten in einigen Bereichen
  21. Hohes Harmoniebedürfnis
  22. Unentschlossenheit bei komplexen Entscheidungen
  23. Nervosität bei Präsentationen
  24. Kreativität in spezifischen Bereichen noch entwicklungsfähig
  25. Zu viel Zeit mit der Planung verbringen
  26. Klarheit bei langfristigen Zielen noch nicht immer gegeben
  27. Manchmal zu viel Arbeit auf einmal übernehmen
  28. Umgang mit Kritik könnte ich noch verbessern
  29. Schwierigkeiten, sich zu entspannen und abzuschalten
  30. Schwierigkeiten bei monotonen Aufgaben
  31. Herausforderungen beim Umgang mit Zahlen
  32. Probleme mit unklaren Anforderungen
  33. Neigung, Aufgaben selbst zu erledigen, anstatt zu delegieren

Zusammengefasst antwortest du so auf die Schwächen-Frage

Die Schwächen-Frage ist kein Ding der Unmöglichkeit. Die Antwort zeigt vor allem, wie du mit dir selbst und deinen Entwicklungspotentialen umgehst. Es geht nicht darum, keine Schwächen zu haben, sondern um die Einsicht, dass du welche hast und daran arbeitest.

Nenne eine Schwäche, die nicht die Hauptanforderungen des Jobs betrifft. Zeige gleichzeitig, dass du daran wachst. So wirst du den Personaler überzeugen.

Judith Bayer, Karriercoach

Hallo, ich heiße Judith Bayer. Schön, dass du auf meinem Blog bist. Als erfahrene Personalerin und starke Befürworterin von Female Empowerment weiß ich, wie wichtig es ist, Frauen im beruflichen Kontext zu stärken.

Karriere und Businesscoaching Judith Bayer

Fragen? Dann nehme hier Kontakt zu mir auf. Ich bin Expertin für die Beratung und Begleitung von weiblichen Fach- und Führungskräfte.

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über die Autorin  Judith Bayer

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